Podiumsdiskussion Nachlese: ESG Connect

ESG Connect Nachlese: Deep Dive »Mobilität«

Organisationen sind einer der wichtigsten Hebel, um den großen Krisen in der heutigen Zeit Paroli zu bieten. Lösungen sind daher oft nur durch Einbeziehung des gesamten Ökosystems, über Unternehmens- und Branchengrenzen hinweg, zu suchen, um so eine klimaneutrale & sozial gerechte Wirtschaft kreieren zu können.

ESG Connect Deep Dive Mobilität Podiumsdiskussion mit Trainconsulting und Climate Lab

Diskutieren wir gemeinsam! – Wir haben Start-ups, Unternehmen und öffentliche Stakeholder aufs Podium gebeten. Im Anschluss beleuchteten wir in Kleingruppen das Thema zusammen mit allen Gästen anhand von praktischen Use Cases wie Mobilitätslösungen für Unternehmen, berufliches Pendeln in städtische Ballungsräume, Mobilität von Schulkindern und Fahrradfahrer:innen.

ESG Connect Deep Dive Mobilität mit Alexandra Reinagl, CEO der Wiener Linien, Christian Adelsberger, Gründer & CEO von Ubiq, Martin Russ, Geschäftsführer AustriaTech, Gerald Stöckl, CEO Upstream Mobility, und Vera Hofbauer, Sektionschefin der Verkehrssektion im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
Moderation: Claudia Wintersteiger und Hannah Lux

Am Podium dabei waren (von links nach rechts): Vera Hofbauer, Sektionschefin der Verkehrssektion im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, Christian Adelsberger, Gründer & CEO von Ubiq, Martin Russ, Geschäftsführer AustriaTech, Gerald Stöckl, CEO Upstream Mobility und Alexandra Reinagl, CEO der Wiener Linien.

Moderation: Claudia Wintersteiger & Hannah Lux

In die Tiefe gehen: Das Event-Video in (fast) voller Länge

Sie wollen keine Veranstaltung mehr verpassen? Melden Sie sich hier zu unserem Newsletter an!

Ein kurzer Einblick des Deep Dive

Wer nicht hören will muss lesen! Hier das transkribierte Langvideo:

ESG Connect – Deep Dive Mobilität

Thomas Kaissl: Herzlich willkommen. Es freut uns sehr, dass wir erneut ein volles Haus haben. Gestern haben wir ein volles Haus gehabt zum Thema österreichischer Netzinfrastruktur-Plan, heute wieder zu einem Thema, das uns alle sehr bewegt, Mobilität. Jeder hat mit dem zu tun. Herzlich willkommen von meiner Seite. Ich darf mich vor euch stellen. Das ist zwar nicht sehr höflich, aber ich bitte ganz kurz um Erlaubnis.

Mein Name ist Thomas Kaissl. Ich bin beim Climate Lab für Business Development zuständig und mich freut es wahnsinnig, dass wir gemeinsam mit Train Consulting heute diese Veranstaltung als erstes gemeinsames Projekt machen. Hoffentlich folgen weitere. Ich möchte die Veranstaltung nicht lange aufhalten, nur vielleicht ganz am Anfang die Frage, wer ist denn das erste Mal heute beim Climate Lab hier? Bitte die Hand heben. Für die, die das erste Mal hier sind, das Climate Lab versteht sich als Katalysator für die Klima-Energiewende. Wir sind eine Initiative, geboren vom Klima- und Energiefonds vom BMK. Viele Unternehmen sind an Bord, einige sind heute auch hier, Wiener Linien und andere. Wir verstehen uns als Beitrag zur Beschleunigung der Transformation. Wir haben drei Säulen unserer Wirkung.

Die eine Säule sehen Sie hier. Wir haben drei Stockwerke, das ist unser Event Stockwerk. Zwei weitere sind eher dann Arbeitsplätze, wo ungefähr 70 Arbeitsplätze genutzt werden können für Akteure, die eines verbindet: nämlich das Thema Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft weiterzubringen. Das ist die eine Säule, dazu gerne weitere Informationen, nähere Informationen von mir oder von unseren Kollegen.

Die zweite Säule ist, dass wir diesen Raum natürlich nicht unbelebt lassen, zum Beispiel heute diesen Raum füllen mit interessanten Menschen am Podium und in dem Teilnehmerkreis. Wir bieten unterschiedliche Formate an, mit vielen Partnern, ob das Fridays for Future ist oder das BMK oder der Klima-Energiefonds oder Unternehmenspartner. Wir sorgen dafür, dass die Leute zusammenkommen.

Die dritte und letzte Säule ist mir persönlich am wichtigsten, dieses Zusammenkommen der Leute soll nicht nur stehenbleiben bei dem Zusammenbringen, Austausch und Dialog, sondern soll umgemünzt werden in Umsetzungsprojekte. Also vom Reden ins Tun kommen. Das heißt, wir haben aktuell als Climate Lab 13 Umsetzungsprojekte laufen, ganz unterschiedliche, manche sehr konkret, manche auf einer mittleren Flughöhe, mit Partnern, wie eben Wiener Linien, Ikea, Wien Energie. Wir nehmen uns konkrete Fokusthemen vor, setzen mehrmonatige Projekte mit wenig Consulting um und schauen, dass es umgesetzt wird. Dazu gibt es auch gerne nähere Informationen im Nachgang von mir oder vom Team. Genug der Einleitungsworte, ich übergebe und freue mich auf die Veranstaltung. Danke, und bis später.

Claudia Wintersteiger: Mein Name ist Claudia Wintersteiger und gemeinsam mit meiner Kollegin, Hannah Lux, dürfen wir euch heute begleiten. Mich hat das schon sehr lange beschäftigt, weil wir als Trainconsulting das Ziel haben, schöne Organisationen zu bauen. Da verstehen wir Organisationen, die sich nicht nur um Profit, was auch etwas Wichtiges ist, kümmern, sondern die auch die Ökologie und die soziale Nachhaltigkeit im Fokus haben. Die ESG ist für uns handlungsleitend und wir haben das Gefühl, die meisten Lösungen liegen in den Ökosystemen, also nicht bei einzelnen Firmen, sondern in dem gesamten Ökosystem.

Wir wollen hier vernetzen, zusammenbringen und haben festgestellt, dass das schon passiert. Viele hier und auf dem Podium kennen sich. Wir sind nicht nur die, die hier Vernetzungsleistung leisten. Wir sind keine Experten für Mobilität, aber wir sind Experten für Change-Management und wir glauben, solche großen Themen benötigen viel Change-Management und Energie für Veränderung. Wir stellen heute die Frage, warum das alles so lange dauert. Man hat das Gefühl, dass so viel Wissen da ist und man kommt trotzdem, wir alle nicht, ins Handeln. Ich nehme mich da nicht heraus.

Das hat offensichtlich nicht nur technische und Wissensaspekte, sondern auch ganz viele Aspekte, wie wir ins Handeln kommen. Das möchten wir uns genauer anschauen. Es ist die erste Kooperation und ich finde es super, dass uns das gelungen ist, das gemeinsam hier mit euch zu machen. Ich hoffe auch, dass da noch viele folgen werden. Wir wollen nicht die nächste fade Podiumsveranstaltung machen, obwohl wir hier ein Podium haben. Ich sehe das hier als siebten, achten Sesselkreis und da gibt es viel Wissen. Aber es gibt auch viel Wissen im Raum. Wenn man diese Namenskärtchen anschaut, merkt man, dass ganz viele Menschen mit Mobilität beruflich zu tun haben. Aber Mobilität betrifft uns alle. Wir sind alle Experten hier im Raum und ich glaube, das ist ganz wichtig, dass wir so eine Form von Dialog führen.

Ihr werdet sehen, dass nicht viel Musik hier vorne sein wird, sondern wir immer wieder hin- und herpendeln und wir gemeinsam darauf schauen. Wir wollen aus User-Perspektive darauf schauen, das heißt, wir haben uns ein Design überlegt. Darauf werden wir dann noch genauer eingehen. Ihr sitzt in diesen Sesselkreisen. Wir wollen aus der Sicht des Pendlers aus dem Burgenland hinschauen. Was hat der für Herausforderungen? Ich wohne auch am Gießhübl. Es ist leichter in der Stadt, da kommt man schnell von A nach B. Es ist schwerer, wenn man von draußen hereinkommt. Es gibt aber die Wiener Linien, die hier im Podium sind und gleichzeitig hier aber auch eine User-Perspektive einnehmen, die ihre Herausforderungen haben. Eine Kollegin von mir hat sich sehr für das Fahrrad eingesetzt. Sie sagt auch, das Fahrrad hat hier eine Berechtigung und sollte als Persona abgebildet werden.

Wir haben einen Firmenkunden und weitere. Ich habe nicht alle aufgezählt, weil wir das dann genau erklären. Das wäre uns wichtig. Freut euch darauf. Es geht viel um Austausch und nicht, dass hier vorne ein paar Wissende sitzen und etwas fragen. Ich kann mich auch gleich vorstellen. Ich habe zwei Töchter und die ältere heißt Amelie. Schauen wir mal, ob sie jetzt gleich wieder geht. Ich habe seit 19 Jahren dieses Passwort und heute muss ich es ändern. Ich werde es gleich nach der Veranstaltung ändern müssen. Jetzt funktioniert das Ding nicht mehr. Mit dem Klicker komme ich gerade nicht weiter. Vielleicht wird es jetzt besser. Hannah, darf ich dich bitten, die Ziele für heute mitzuteilen?

Hannah Lux: Einen schönen guten Morgen auch von mir. Die Ziele haben wir schon kurz angesprochen. Auf der einen Seite war es uns wichtig, relevante Player im Bereich der Mobilitätswende hier zu zusammenzubringen, und zwar aus den unterschiedlichsten Sektoren. Das heißt aus der Privatwirtschaft, aus dem politischen Bereich und Start-ups sind hier vertreten, Menschen aus der Zivilgesellschaft, die sich mit dem Thema Mobilitätswende beschäftigen. Und dann haben wir gesagt, einerseits wollen wir das geballte Wissen in diesem Raum nutzen, um aus Persona, aus Uer Perspektive, bestimmte Fragestellungen aufzumachen und auch unser Pendel hier zu nutzen, um hoffentlich gemeinsam neue Lösungen zu erarbeiten. Das Schönste, was passieren könnte, wäre, wenn hier wirklich ganz konkrete Projekte daraus entstehen oder wir zumindest einen ersten Anstoß dazu geben könnten, dass etwas Neues in die Umsetzung geht zum Thema Mobilitätswende.

Claudia Wintersteiger: Wir sind mitten in der Vorstellrunde. Die werden wir gleich einleiten und dann aus User Perspektive eine Gruppenarbeit machen. Aus User Perspektive werden dann Fragen und Anliegen formuliert. Was hat das Fahrrad als Anliegen an das Podium? Oder was wäre eine Frage aus Sicht einer Familie in Wien? Learning und Take-aways würden wir gerne aus Persona-Perspektive machen, aber natürlich ist auch jeder selbst als Person hier und wird hoffentlich für sich und für seine Arbeit etwas mitnehmen, sei es ein neuer Kontakt, sei es ein neuer Impuls. Wir werden bis 11:00 Uhr hier arbeiten, aber wer noch Zeit hat, kann gerne auch noch mit uns plaudern und frühstücken. Es ist ein spätes Frühstück, eher ein Brunch. Mein 19-jähriges Kind würde sagen, dass das genau passt.

Hannah Lux: Wir würden euch bitten, euch selbst vorzustellen. Ich gebe das Mikro herum, weil wir wissen, dieses funktioniert. Sagt euren Namen und in zwei, drei Sätzen, was euer Beitrag zur Mobilitätswende ist.

Alexandra Reinagl: Guten Morgen, danke für die Veranstaltung und für die Einladung. Ich spreche immer sehr gerne zur Mobilitätswende, wobei mir jetzt gerade eingefallen ist, wir sollten vielleicht von dem Wort Wende abgehen, weil das bedeutet, es muss komplett gedreht werden. Wir erkennen langsam, wenn man so etwas verlangt, dann wird es nicht funktionieren. Wir sollten vielleicht von einem Wandel sprechen.

Das klingt gemütlicher und passt besser zu uns Wienern oder Österreichern. Ich werde versuchen, das Wort Mobilitätswandel ein wenig mehr zu strapazieren. Ich heiße Alexandra Reinagl und bin Geschäftsführerin der Wiener Linien. Das bin ich schon eine Zeit lang. Das mache ich sehr gerne, weil ich gerne Dinge bewege und ich arbeite in einem bewegenden Unternehmen. Mein Beitrag ist, dass ich mit meinem Unternehmen und dem Team Öffi-Liebe mich als Enablerin, als Ermöglicherin für den Mobilitätswandel verstehe, aber auch als eine Treiberin. Darüber werden wir heute noch reden, weil die Frage war, warum das so lange dauert.

Gerald Stöckl: Danke, es ist schwer, da anzuschließen. Mobilitätswandel kann ich unterstreichen. Ich heiße Gerald Stöckl. Ich habe auch einen sehr coolen Job, vermutlich den coolsten Job der Welt oder den zweit-coolsten Job der Welt. Wenn es die Mehrheitseigentümerin sagt, wird es stimmen. Ich bin Geschäftsführer der Upstream Mobility als Tochterunternehmen der Wiener Linien und der Wiener Stadtwerke. Meinen Beitrag zum Mobilitätswandel würde ich gesplittet betrachten.

Beruflich bauen wir an der digitalen Infrastruktur, um vernetzten Zugang zur Mobilität zu schaffen. Da ist in den nächsten Jahren noch sehr viel notwendig. Privat ist mein Beitrag sehr stark darin, dass ich meine Alltagswege entweder mit Laufschuhen, mit dem Rad oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklege und das Auto möglichst in der Garage stehen lasse, wie jeder Österreicher 23 Stunden am Tag.

Martin Russ: Ich heiße Martin Russ und bin Geschäftsführer der Austria Tech. Die Austria Tech ist eine Agentur des Klimaschutzministeriums. Wir verstehen uns als Osteopathen des Mobilitätssystems, weil wir bestimmte Blockaden lösen müssen und manchmal auch drücken, wo es schmerzt. Wir machen etwas richtig, wenn es weh tut, nicht nur beim Ministerium, sondern auch grundsätzlich. Da bin ich nicht ganz einverstanden mit dem Wandel. Ich glaube, wir haben eher mit einer Halse zu tun als mit einer Wende, weil das nicht einfach wird.

Warum ist es nicht einfach? Wir sind in vielen verschiedenen Veränderungsthemen aktiv, zum Beispiel die E-Mobilität, Digitalisierung, Sharing und immer dort, wenn es darum geht, neue Strategien zu machen. Aber eines dürfen wir dabei nicht aus den Augen verlieren, und dort wird es problematisch. Das Verkehrssystem hat eine Funktionalität, die Funktionalität hat eine bestimmte Behäbigkeit, auch deshalb, weil es verlässlich sein muss. Dort geht dieses Thema Kompetenzaufbau und neue Rahmenbedingungen und Gestaltungsprozesse einher, wo wir fragen, ob das immer für ganz Österreich sein muss oder fangen wir in Regionen an. Dann müssen wir überlegen, wo und mit wem wir anfangen. Was sind die richtigen Kompetenzen und wer sind die richtigen Akteure? Mit wem verpartnert sich die öffentliche Hand? Welche Unternehmen, welche Akteure sind es, um auch gemeinsam die Zivilgesellschaft mitzunehmen? Das ist das, was uns treibt.

Claudia Wintersteiger: Bleibt noch bei der Vorstellungsrunde. Die Runde, warum das so lange dauert, machen wir danach.

Christian Adelsberger: Ich heiße Christian Adelsberger und wünsche einen schönen guten Morgen. Ich bin der Gründer und CEO von Ubiq. Bei Ubiq beschleunigen wir diese Wende, Halse, den Wandel in Richtung Elektrifizierung von Mobilität. Wir sind davon überzeugt, dass die Mobilität der Zukunft elektrisch sein wird, dass sie geteilt sein wird und dass sie vernetzt sein wird. Wir entwickeln Technologien und Produkte, die anderen Unternehmen helfen, diese Transformation erfolgreich und effizient zu schaffen, und zwar auch ökonomisch erfolgreich.

Das ist aus unserer Sicht eine der größten Herausforderungen, dass die Nachhaltigkeit mit ökonomisch positiven Entwicklungen einhergehen kann und dass sich das nicht gegenseitig blockiert. Wir arbeiten mit den Stromnetzen Hamburg zusammen. Dort haben wir 2000 EVIs von Unternehmen, wo wir das komplette Lademanagement machen und damit bessere Verfügbarkeit der EVIs erzeugen, aber auch eine bessere Nutzung der Infrastruktur für die Stromnetze Hamburg.

Vera Hofbauer: Ich heiße Vera Hofbauer und bin Sektionschefin Verkehr im Klimaschutzministerium. Es ist schon viel gesagt worden. Wir machen Strategien, Gesetzesvorschläge, Budgetverfahren. Wir haben unseren Mobilitätsmasterplan, klimaneutrale Mobilität 2040. Verfahren klingt trocken, aber wenn ich Lobautunnel sage, dann weiß jeder, was ich meine. Ein ganz wichtiger Punkt sind Gesetzesvorschläge in der Straßenverkehrsordnung et cetera. Wie wollen wir das Miteinander im öffentlichen Raum? Budget bezeichnet beispielsweise den Infrastrukturausbau, Klimaticket oder die Förderung von diesem Ort.

Claudia Wintersteiger: Wo liegt das Budget? Ich sage noch etwas zu Trainconsulting, weil ich eingangs, dass wir die ÖBB beraten. Das möchte ich kurz richtig stellen. Der Lothar kann das dann noch besser erklären. Am Anfang war es so, dass wir viel ÖBB beraten haben. Dann kam die Zuschreibung, wir sind die Berater der ÖBB. Das sind wir nicht. Natürlich auch gerne die ÖBB, aber wir sind Change-Berater und begleiten Organisationen in Wandeln, Wenden, Halsen und so weiter. Wir haben uns überlegt, ob wir den Namen ändern sollen.

Da war das Bild von Wassily Kandinsky und da kam diese Idee von From the Point to the Line to the Space. Man startet irgendwo, man zieht Linien und schafft dann einen Raum. Und genau das tun wir hier auch heute, insofern ist mir dieses Bild gerade wieder eingefallen. Wir schaffen hier einen Raum, um sich über etwas auszutauschen, um dann eine Zugkraft zu entwickeln. Man kann mit den Worten sehr schön spielen, aber wir sind nicht die Berater der ÖBB. Die Frage, warum dauert das so lange? Überlegt mal, was wären ein, zwei Sätze aus eurer Sicht, warum es so lange dauert?

Vera Hofbauer: Es ist am Anfang schon erwähnt worden, die Idee vom Wandel, das Mitnehmen. Dass es Parteien gibt, die einen populistischen Nutzen ziehen und auf die andere Seite noch einmal stärker ziehen. Deswegen ist es wichtig, Formen wie heute oder das Climate Lab und die Frage, welche Partner suchen wir uns, um unsere Strategien, um unsere Instrumente gescheit zu formen und in die Breite zu bringen. Das ist sicher eines der großen Themen und dass Gesetzesprozesse sehr lange dauern.

Christian Adelsberger: Ich möchte gar nicht so sehr auf das Lang eingehen, sondern auf das Das. Ein wesentliches Element ist, dass wir nicht einmal wissen, was das Das ist. Was soll am Ende dieses Prozesses oder dieses Wandels stehen? Wir sind alle dabei, das gerade herauszufinden. Insofern ist auch schwer zu definieren, wann es fertig ist. Wahrscheinlich wird es nie fertig sein. Deswegen kommt es auch so vor, dass das lange dauert. Es dauert lang, weil es viele kleine Schritte braucht.

Martin Russ: Das Gegenteil von diesen zwei Modi, mit denen wir uns immer beschäftigen, da die Bahn, da das individuelle Fahrzeug in unserer Perspektive, da gibt es eine extrem breite Facette in der Mitte. Und diese Vielfalt händelbar zu machen und aus dieser Vielfalt nicht irgendwo einen komplexen Strudel zu generieren, sondern trotzdem ein einfaches Angebot für den Kunden zu schaffen. Das ist eine Challenge an sich.

Wir haben dann eine zweite Challenge, weil es so unklar ist, gibt es keine klaren Investitionsprioritäten. Das muss man schon auch dazu sagen. Wir haben einen klaren Rahmenplan für die ÖBB, wir haben keinen Rahmenplan für das Thema. Bei Sharing haben wir Strategien, bei E-Mobilität haben wir Strategien, das wächst, aber dieses Konsistente sozusagen, das ist unser Veränderungsbudget, das haben wir nicht.

Gerald Stöckl: Das Thema Digitalisierung ist ein Aspekt, der in den budgetären Mitteln immer noch wesentlich zu gering betrachtet wird. Wir sind sicher in der Datenvernetzung relativ schwach aufgestellt, was die zeitliche Dimension hindert. Ich möchte aber einen zweiten Aspekt einbringen. Das Angebot ist sehr gut. Wir haben mit den Wiener Linien in Wien Vorräte und einen echten Mobilitätsdienstleister, der Rat und Autos anbietet. Das Angebot ist nicht so schlecht, aber die Nutzung, die Einzelnutzung des motorisierten Individualverkehrs tut einfach nicht weh.

Ich stand heute früh vor dem Entscheidungsbaum, habe meine beiden Kinder bringen müssen und bin dann hier her. Es regnet. Ich kann jetzt in das Auto steigen, brauche wahrscheinlich 30 Minuten, Tür zu und werde nicht nass. Oder, wie meine Entscheidung ausgefallen ist, nehme die Kinder, packe sie ein, bringe sie in die Schule, gehe komplett durchnässt zur U-Bahn, fahre mit der U-Bahn her und brauche ungefähr 45 Minuten. Ich habe mich für den Weg entschieden, aber wenn ich das Verkehrschaos vor der Schule betrachtet habe, dann haben sich 90 Prozent für den einen Weg entschieden. Das zeigt mir, dass es einfach och viel zu weh tut, alleine das Auto zu nutzen.

Claudia Wintersteiger: Danke, Gerald, du wirst vielleicht gleich in der User Perspektive Familie gebraucht.

Alexandra Reinagl: Ich wollte auch mit etwas Positivem anfangen. Es ist schon sehr viel geschehen. Ich betrachte das auch so. Es war schon einmal ein Wandel, ein Verkehrsunternehmen, das sein Selbstverständnis im Betreiben von U-Bahn, Straßenbahn und Autobus zu einem allumfassenden, integrierten Mobilitätsdienstleister zu drehen. Das ist uns gut gelungen und die die Menschen, die sich in Wien fortbewegen wollen, folgen uns im Großen und Ganzen auch gut. Dennoch könnte alles viel schneller gehen und das scheitert meiner Ansicht nach an Klarheit und Mut. Ich fange mit der Klarheit an. Klare Bilder zu haben, klare Visionen haben wir, aber die muss man auch kommunizieren und das mit Mut und dann noch die Rahmenbedingungen schaffen. Und da gehört auch Mut dazu. Wenn wir mit Bezirksverantwortlichen um das Auflassen von ein oder zwei Parkplätzen diskutieren, die nenne ich jetzt nur beispielhaft. Es gibt ganz viele Menschen, die man bis zu einem gewissen Grad versteht, wenn man den Perspektivenwechsel macht. Daher gehört hier Mut zum Wandel dazu. Wenn man diskutiert, wenn man ein oder zwei Parkplätze auflässt, um einen Platz zu schaffen für Wien Mobil Stationen, dann kostet uns das Zeit, Energie und Motivation.

Hannah Lux: Danke schön, da waren schon einige Stichworte, aus Sicht des Kunden möglichst einfache Angebote zu entwickeln. Ich glaube, genau das machen wir jetzt, Claudia.

Claudia Wintersteiger: Wer kann das vorlesen? Das ist die Gefahr, dass wir immer aus unserer Sichtweise das Gefühl haben, wir haben schon alles verstanden und deswegen ist uns dieses Vernetzen und dieses gemeinsam Draufschauen und reden … Da gibt es schon viele Gemeinsamkeiten in den Sichtweisen und wahrscheinlich aber auch Unterschiede und das auch auszudiskutieren ist uns wichtig. Aus der User Perspektive, die alle wahrscheinlich sehr unterschiedliche Anliegen haben, wenn es um das Thema Verkehr und Mobilität geht … Ihr müsstet mir dann bitte jeweils zuwinken, weil ich nicht genau weiß, wo welche Gruppe ist. Ich weiß, dass die Wiener Linien hier hinten sitzen.

Die Anna Maria hat schon ein wenig vorgedacht. Wir möchten aus dieser User Perspektive ein Persona-Template auszufüllen. Dazu sage ich gleich etwas. Es hat jeweils eine Person schon vorgedacht. Diese Personen sind zufällig auch von den Wiener Linien und für Marketing und PR verantwortlich. Sie werden sagen können, was die Herausforderungen sind. Befragt sie gerne.

Dann gibt es den Tom, den habt ihr gerade schon alle kennengelernt. Tom, du sitzt direkt neben mir, das hätte ich merken können. Tom steht für den Pendler aus dem Burgenland, ist auch tatsächlich der Pendler aus dem Burgenland. Was fällt euch als Gruppe ein? Was sind Herausforderungen, wenn man hier pendelt? Ich sage immer, es ist leicht, in Wien öffentlich zu fahren, es ist nicht so leicht, von außen hereinzukommen. Wir lieben es auch, mit abstrakten Personas zu arbeiten.

Wo ist denn die Sabine? Die winkt mir dort hinten. Abstrakte Persona heißt, wir lassen etwas, das eigentlich keine Person ist, zu einer Person werden. In dem Fall haben wir uns überlegt, wählen wir die Zukunft aus, weil es da schon viel um Visionen ging. Oder wir eine SDG aus und wir haben jetzt das SDG elf, Sustainable Citys und Communitys ausgewählt. Was sagt dieses SDG zu diesem Thema? Was sind deren Pains, was sind deren Herausforderungen, damit dann das, was auf diesem SDG steht, wirklich ins Leben kommt.

Wir haben die Familie mit Schulkindern und zu Familien mit Schulkindern wird der Gerald gleich etwas sagen. Er hat gerade sehr eindrücklich geschildert, vor welchen Herausforderungen man da als Familie mit Schulkindern steht.

Die Angie, auch eine Kollegin, hat sich sehr für das Fahrrad eingesetzt. Ihr Fahrrad steht bei uns im Büro. Sie findet, das hat auch eine Berechtigung im Verkehr und hat auch, wenn man es als Persona erstehen lässt, viel zu sagen. Das bekommt endlich eine Stimme.

Aber auch Firmen haben etwas zu dem ganzen Thema Mobilität, Fuhrpark, Umstellung zu sagen. Die Jungen sagen, der Dienstwagen war gestern. Die Älteren sagen, jetzt wollt ihr mir mein Statussymbol wegnehmen. Vielleicht würden sie es nicht so formulieren, aber vielleicht denken. Wir haben einen unserer großen Kunden gebeten, dass er uns dafür Daten liefert. Es wäre auch der Finance Director gekommen, der musste leider absagen, aber der Lothar Wenzel, ein Kollege von mir, der berät die sehr lange. Der kann diese Persona sehr gut hier hereinbringen. Nehmt es nur als Beispiel. Was sind die Herausforderungen von Firmen, wenn es um das Thema Mobilität geht? Das sind unsere User Perspektiven.

Auf dem Tischen habt ihr ein Persona-Template. Ich glaube, es gibt viele, die mit der Idee der Persona schon gearbeitet haben. Grundsätzlich geht es darum, hier in die Perspektive einer Person einzusteigen, die wir hier live erstehen lassen. Wir bitten euch, ein Foto auszusuchen, wenn noch keines darauf ist. So wie der Gerald gerade geschildert hat, geht er in der Frühe außer Haus und muss schauen, dass alle meine Kinder dort landen, wo sie landen sollen. Das ist der Job to be done, wenn es um Mobilität geht, eine Familie in der Früh. Was sind da zum Beispiel die größten Herausforderungen? Mache ich es mir bequem oder wie schaue ich, dass da jetzt alle wenig nass in die Schule kommen?

All das sind so große Herausforderungen und wir bitten euch auf der rechten Seite mehr Zeit aufzuwenden und vielleicht eine typische Aussage dorthin zu geben, weil das ist das, was die großen Herausforderungen ausmacht, vor denen die Persona steht. Wendet bitte für Foto, Zahlen, Daten und Fakten nur wenig Zeit auf, um den Rest der Zeit für die Herausforderungen aufzuwenden.

Hannah Lux: Wir starten in die Gruppenarbeit. Ich würde euch bitten, folgendes Schema in den nächsten 25 Minuten zu beachten. Eine ganz kurze Vorstellungsrunde, Betonung auf kurz, einfach der Name, für welches Unternehmen, für welche Organisation seid ihr heute da. In der zweiten Runde habt ihr ca 10 bis 15 Minuten Zeit, um euch mit dieser Persona, wie es die Claudia jetzt schon erläutert hat, mit Hilfe des Templates zu beschäftigen. Wer ist diese Persona? Haltet euch aber nicht zu viel mit Zahlen, Daten und Fakten auf. Da gibt es schon einiges dazu, was ausgearbeitet ist. Legt den Fokus darauf, was sind die Herausforderungen und die Jobs to be done dieser Persona an eurem Tisch.

Und dann würden wir euch bitten, damit gehen wir in die nächste Runde, was ist euer größtes Anliegen als diese Persona? Welche Anliegen habt ihr und was sind die ein bis zwei brennendsten Fragen, die euch beschäftigen, natürlich in Bezug auf den Mobilitätswandel. Das sind dann diese Anliegen und diese Fragen werden wir dann einsammeln und damit dann in die nächste Runde wieder ans Podium übergeben und quasi unsere Podiumsdiskussion ein wenig anders aufzuzäumen. Die nächsten 25 Minuten … Es hilft, wenn es am Tisch eine Person gibt, die ein wenig mitschreibt, die moderiert. Da gibt es Leute, die auch dafür heute hier sind, eine Person, die auf die Zeit achtet und eine Person, die kurz die Fragen und das Anliegen vorträgt. Wer ist der Sprecher, die Sprecherin? Das funktioniert in der Regel ganz gut. Viel Spaß, ihr habt ab jetzt 25 Minuten und ihr könnt euch gerne unter die Gruppen mischen oder herumgehen und hineinhören. Los geht es.

Claudia Wintersteiger: Als ich zwei Jahre in Amsterdam gelebt habe, habe ich das Gefühl, dort sind die Fahrradfahrer die, die das Stadtgeschehen bestimmen und die die Macht haben. Wie kann das sicherer werden, war die Frage. Und wie intensivieren wir das Fahrradfahren?

Vera Hofbauer: Sicherer kann es werden, indem man zum Beispiel Straßenverkehrsordnungs-Themen ändert, wie das vor knapp zwei Jahren passiert ist. Sicherer kann es werden, indem man schaut, wie hat ein Fahrradweg auszusehen und dass der nicht Mickey Mouse ist. Sicherer kann es werden, indem wir die Gemeinden auch dabei unterstützen, gescheite Infrastruktur herzustellen. Das sind Themen, die jetzt passieren. Sicherer kann es auch werden, indem wir viele sind, denn viele brauchen mehr Platz und haben auch eine gewisse Auswirkung darauf, dass uns der Platz gegeben wird. In der Richtung müssen wir weiter arbeiten, beispielsweise die Straßenverkehrsordnung als Bund und der Austausch mit der Rad-Lobby und so weiter noch zu intensivieren. Sicherer kann es werden, indem man sich den Raum nimmt. Es ist ein Henne-Ei-Prinzip. Gerade als Eltern ist es ganz wichtig, diesen Raum zu nehmen und diese Zeit auch mit den Kindern zu investieren, damit sie das von Anbeginn als Mobilitätsmöglichkeit wahrnehmen.

Claudia Wintersteiger: Man hatte das Gefühl, dass diese ganzen Shared Space Konzepte bei uns noch nicht so wirken, wie das vielleicht in anderen Bereichen ist. Auch die Rücksichtnahme, du bist gerade gestürzt oder eine Kollegin von uns ist gerade gestürzt mit dem Fahrrad. Ich merke im Umkreis, dass Fahrrad fahren in Wien nach wie vor gefährlich ist.

Hannah Lux: Ich sehe den Martin so nicken und dann bist gerne du dran.

Martin Russ: Das ist auch aus meiner Sicht ein Punkt. Wir müssen uns die Hotspots, wo es unsicher ist, wirklich vornehmen. Wir müssen dort gezielter anfangen. Wir haben den großen Honey Pot und wir schütten überall in Österreich Fahrradinfrastruktur-Mittel aus. Diesen Honey Pot wird es nicht geben oder die Sensibilität dazu gibt es oft nicht, weil die Probleme auch gar nicht bewusst sind. Das heißt, wir müssen besser monitoren, wie viele Fahrradfahrer und -innen sind das und wo haben wir wirklich die Probleme hinsichtlich dessen, wo passieren Unfälle, passieren fast Unfälle. Das heißt, wir müssen darin besser werden, Daten zu erheben zum Fahrradverkehr. Das ist eine Wüste.

Wir eiern herum, was unsere Gewissheit darüber angeht, wie es mit dem Fahrradfahren wirklich bestellt ist. Auf dem kann man dann zielgerichtet aufbauen und auch diese Allianzen mit den Kommunen haben. Denn nicht das Verkehrsministerium setzt diese Fahrradinfrastruktur um, sondern die Kommunen und auch die Länder müssen dahinter stehen. Diese ganzen Blockaden, die wir da drinnen sehen, egal ob das Überland-Radwege sind, ob das Fahrrad-Highways sind, um auch die Pendler zu unterstützen. Es gibt enorm viel zu tun und da muss man mit Planungskompetenz die Informationen zusammentragen.

Claudia Wintersteiger: Ich habe gehört, die Alexandra möchte dem Fahrrad etwas ausrichten. Ich bin schon ganz gespannt, was da jetzt kommt.

Alexandra Reinagl: Es ist wie überall im Leben ein Geben und Nehmen. Ich bin auch der Meinung, es gehört in Wien ganz viel Radinfrastruktur noch her. Es gibt durchaus auch Städte in Österreich, die das schon ganz gut machen. Da möchte ich ausnahmsweise mal Salzburg nennen. Das ist für mich eine Radfahrer-Stadt. Da sind es die Leute natürlich auch schon gewohnt. Es ist ein Miteinander. Was nicht passieren sollte, ist, dass wir uns im Umweltverbund konkurrenzieren. Ich wünsche mir von den Entscheidungsträger:innen, dass wir auch beim Errichten der Radinfrastruktur das nicht zulasten einer anderen Infrastruktur im Umweltverbund machen.

Sprich Busspuren teilen oder den eigenen Gleiskörper. Das halte ich nicht für richtig. Meiner Ansicht nach muss der Ausbau der Radinfrastruktur zulasten des Individualverkehrs gehen. Ich habe immer das Gefühl, am unsichersten ist der Fußgänger unterwegs. Bei den Shared Spaces fürchte ich mich am meisten vor den Radfahrern. Da sind wir aber wieder beim Konkurrenzieren im Umweltverbund, denn wir legen auch viel Wert auf das zu Fuß gehen. Wir haben auch einen sehr hohen Anteil am Modell Split bei den Fußgängern in Wien. Das finde ich auch gut und da sollte man für ein gedeihliches Miteinander sorgen. Ich bin deswegen ein Fan im dicht bebauten Stadtgebiet mit anschließenden Außenbezirken, so wie bei uns die Struktur ist, mit viel Einfamilienhaus-Struktur, wenn man auch hier die geteilte Mobilität mehr in den Fokus rückt. Das ist auch nicht die Lösung, dann mit dem Fahrrad in der U-Bahn zu fahren. Das passiert auch sehr stark und das geht auch zulasten einer guten Auslastung.

Christian Adelsberger: Da muss ich kurz einhacken als Papa von zwei Kindern und den Anschlussthematiken. Man nimmt jetzt nicht das Fahrrad, denn man kann nicht die U-Bahn nutzen. Was helfen würde, ist Raum, wo ich diese Fahrräder auch sicher verstauen kann. Du hast das Thema Amsterdam gebracht. Das ist in Kopenhagen oder in Utrecht nicht anders. Unter dem Bahnhof sind 1000 Quadratmeter von sicheren Abstellmöglichkeiten. Das ist für mich momentan der Hinderungsgrund, warum ich mit der Familie nicht auch längere Strecken mit dem Fahrrad unterwegs bin.

Gerald Stöckl: Ich bringe zwei Aspekte ein. Die Gleiskörperteilung ist generell keine gute Idee. Das waren in meine schlimmsten Radstürze am Gleiskörper. Wir müssen das Rad viel früher mitdenken. Wenn ich durch die Seestadt fahre, ein neu entstandenes Stadtentwicklungsgebiet, dann gibt es nur einen Bruchteil getrennter Radwege-Infrastruktur. Es gibt Radwege, aber baulich abgetrennt von den Streifen gibt es nur sehr wenig. Man muss sie schon viel früher mitdenken. Und das zweite, was ich noch sagen wollte, ist, es braucht schon Mut, für das Fahrrad einzutreten.

Ich war für 17 Jahre an der Ausarbeitung einer Studie in Graz beteiligt. Zwei Streifen, die Richtung Universität gehen, wo viel Fahrradverkehr ist, bei der wir eine Umwegrentabilität-Rechnung gemacht haben, wenn wir dort die Parkplätze wegnehmen und stattdessen einen baulich getrennten Radweg machen. Die Umwegrentabilität ist rein finanziell gesehen super aufgegangen, weil es unter anderem zwei Todesfälle entlang der Strecke gegeben hat. Bis heute gibt es keinen Radweg und immer noch die Parkplätze, weil sich die Diskussion politisch selten jemand antut. Opfere ich einen ganzen Streifen Parkplätze dafür, dass ich mit dem Rad sicher hinkomme.

Claudia Wintersteiger: Politisch ist nicht immer alles opportun, diesen Mut, den du heute schon angesprochen hast, zu haben.

Hannah Lux: Ich würde gerne mit dem SDG Nummer elf weitermachen. Ich finde, das knüpft ganz gut an die Fragen an, die hier gekommen sind. Einerseits, wie kommen wir von einer autozentrierten zu einer menschenzentrierten Stadt? Wie können wir eine Stadt in einen menschenzentrierten Ort umwandeln? Und die zweite Frage, wie kann man Gegenwind in einen Rückenwind umwandeln? Wer möchte hier? Alexandra?

Alexandra Reinagl: Da sind wir bei einem meiner Lieblingsthemen, den Ausbau und Umbau einer Stadt zu nutzen, um Lebensräume zu schaffen. Dann gibt es noch das Stichwort der Stadt der kurzen Wege, 15 Minuten, 5 Minuten, je nachdem, wie man es will. Ich glaube, 15 Minuten kann man durchaus zumuten. Städte müssen multizentral geplant werden. Es darf nicht passieren, wie es teilweise in Wien der Fall ist, dass man im Norden viel Wohnraum hat und auf der anderen Seite der Donau sind die Arbeitsplätze und die Ausbildungsplätze. Da sieht man dann, was passiert. Das kann wahrscheinlich auch eine zusätzliche U-Bahnlinie nicht abtransportieren. Da braucht es in Zukunft andere Planungen, die die Frage in das Zentrum stellt, was vermeidet lange Wege.

Es gibt schon gute Ansätze. Es gibt auch die Pilotprojekte oder Überlegungen unserer Stadtplanung, angelehnt an die Superinseln in Barcelona, so etwas auch in Wien zu probieren. Das kann eine Möglichkeit sein. Wir versuchen zum Beispiel gerade durch das Linienkreuz und dem Bau der U5, Stichwort Landesgerichtstraße hinter dem Rathaus, zu sagen, liebe Stadt, nutzt das doch gleich und mache nicht das, was vorher darauf war, wieder darauf, sondern machen wir da gleich auch Lebensräume, wo Menschen es dann bevorzugen, auf einer Straße oder auf einem Platz zu sein und sich dort auch aufzuhalten. So könnte das gelingen.

Martin Russ: Ich greife den Ball mit den 15 Minuten Stadt der kurzen Wege auf. Aus meiner Raumplaner Historie heraus, aber auch aus einer aktuellen Aufgabe heraus, nämlich klimaneutrale Städte, Mission klimaneutrale Stadt. Nächste Woche gibt es ein großes Unterzeichnungsevent dazu, mit allen Bürgermeistern und der Ministerin. Ein erstes partnerschaftliches Agieren, dass man die Anliegen der Städte in dieser Transformation ernst nimmt. Und das zweite ist das, was Alexandra gesagt hat. Wo setze ich an? Im Grätzl setze ich an. Das Leben verändere ich im Grätzl, wenn ich das will.

Wenn ich das Leben versuche, anders zu verändern, dann komme ich zum Bedarf an zusätzlicher Infrastruktur, weil dann Arbeitsstätten und Wohnorte nicht zusammengehen oder mein ganzes Lebensumfeld nicht zusammengeht. Wir begleiten diese Initiative klimaneutrale Stadt momentan, die zehn großen Städte Österreichs, also alle über 50.000 Einwohner, die sich dann Pilot-Grätzl herauspicken, wo es dann nicht nur um Mobilität, sondern auch um Energieversorgung, um generelle Funktionalität und generell um Sozialraum und Lebensumwelt geht. Wir sehen es mit Ausnahme von Wien und Klagenfurt in den Städten, die Mobilität ist Brachland in diesen Konzepten, wenn es wirklich um Transformation des Lebens geht.

Das ist etwas, was uns oder mir ganz persönlich unverständlich ist, weil die Mobilität sollte an erster Stelle stehen, weil es das ist, was im öffentlichen Raum als erstes wahrnehmbar ist für alle anderen. Die Energieversorgung ist es nicht und die PV am Dach sieht auch keiner von unten, wenn er spazieren geht. Dort müsste ich eigentlich ansetzen, aber wir setzen dort an den falschen Hebeln an. Keine Frage, Gebäudesanierung mit allem Drum und Dran ist alles gleich wichtig, aber in diesen ganzen Transformations-Konzepten der Städte muss es Mobility First heißen.

Claudia Wintersteiger: Wir haben noch mehrere Fragen im Raum. Es muss nicht jeder zu jeder Frage etwas sagen. Mich zieht es zu der Familie mit Schulkind hin und ihr habt gesagt, alles hängt an mir, als typische Aussage. Und wie kann mich die öffentliche Mobilität hier unterstützen? Wie kann ich das auch schnell herausfinden? Das sind kurzfristige Herausforderungen, wie es Gerald skizziert hat. Wie mache ich das auf die Schnelle? Wer möchte da etwas sagen? Ich vermute, es gibt schon Angebote dazu. Ihr sagt immer, es gibt auch schon viel.

Gerald Stöckl: Es gibt digital schon einige Angebote und da können wir mit der Erhebung der Qualität der Daten, die wir zur Verfügung haben, über das Verkehrsnetz und über die Möglichkeiten im Verkehrsnetz unterstützen. Ich kenne es von mir selbst, ich nutze natürlich Wien Mobil selbst sehr aktiv und ich beschreite andere Wege als ich sie beschreiten würde, wenn ich Wien Mobil nicht vorher frage.

Claudia Wintersteiger: Was macht ihr da? Was kann ich als User, als Familie mit Kind tun? Wie helft ihr mir?

Hannah Lux: Gib dein A nach B ein und du bekommst alle Möglichkeiten, die du hast, wie du von A nach B kommst. Damit wird der Entscheidungsbaum weiter. Du hast in deinem Kopf schon den Knoten gelöst, dass du in das Auto steigst und du bekommst zumindest schon einen Entscheidungsbaum, der potenziell einen Schritt weiterführt.

Claudia Wintersteiger: Bindet ihr das Umland auch mit ein? Seid ihr für den Pendler aus dem Burgenland auch interessant?

Gerald Stöckl: Routing ist theoretisch über ganz Österreich möglich. Ein sehr essenzieller Faktor ist die Erhebung der digitalen Infrastruktur in dem spezifischen Aspekt und die Hebung der Qualität der Daten.

Alexandra Reinagl: Zur Digitalen kommt auch noch die Haptische, also ein Knoten, dazu. Die Menschen müssen sehen, wo ich eine Kette aneinander knüpfen kann. Die Situation kenne ich selbst. Da ist der Job, dann kommt die Kinder abholen und dann sollte man noch eingekauft haben. Da arbeiten wir auch an der City-Logistik, dass man den Einkauf schon online bestellt und sich in einer Box liefern lassen, die an der nächstgelegenen Haltestelle von zu Hause liegt und mir das dort abholen.

Idealerweise kommen noch die Pakete von Amazon und was man alles noch bestellt dorthin. Das darf man nicht mehr sagen. Alles das, was man vielleicht online bestellt und bündelt hier auch die Wege. Da braucht es aber auch diese Knoten an der Oberfläche, wo man das sieht und wo das eingelernt wird, dass das da ist. In Wien kann man auch ganz viel auf die Kinder hören. Die bekommen das schon früh mit und zeigen auch auf, wie man sich nachhaltig bewegen kann.

Martin Russ: Das setzt auch in der Mobilitätsbildung für die Kinder mit an. Wie mache ich ein selbstbestimmtes Unterwegssein möglich für die Kinder, und zwar altersgerecht. Auf dem Land ist das noch wichtiger. Es gibt eine Führerscheinausbildung, sonst gibt es nichts. Wo gibt es eine Mobilitätsausbildung?

Claudia Wintersteiger: Kennst du etwas? Gibt es da schon etwas?

Martin Russ: Es gibt Ansätze kommunal in Städten, es gibt auch internationale Ansätze dazu, die frühzeitiger ansetzen. Das ist das eine, das zweite ist aber auch das Angebot, das Thema Vernetzung, Knoten, Digitalisierung. Die Schulwege finden statt von 7:00 bis 08:30 Uhr. In der Zeit muss ich dieses Umfeld sicher machen, damit die Kinder dort sicher unterwegs sein können. In der Zeit keine Lieferverkehre, in der Zeit keine Pendler-Suchzeiten oder Parkplatzkreisen in diesen Gegenden. Auch das ist etwas, wo ich Digitalisierung, Steuerung und andere Dinge dazu brauche und dort ansetze. Man muss im Bewusstsein mit den Schulen arbeiten. Die Schulen sind außen vor, sie haben keine Kompetenzen. Aber auch der Stadtschulrat in Wien setzt jetzt auch mit Klimabeauftragten und so weiter genau an diesen Themen an. Das Bewusstsein ist da, das Budget dafür ist eher marginal. Wir machen in Wien zwei, drei Pilotschulen, wo man so etwas macht. Ich glaube, das ist zu wenig.

Claudia Wintersteiger: Das ist eine sehr schöne Idee.

Vera Hofbauer: Themen wie Schulstraßen sicher machen in dieser Zeit, wir unterschätzen die Volksschulkinder. Wir müssen diesen Rahmen schaffen und soweit ich weiß, gibt es zum Beispiel auch Apps, die kinderorientiert sind, wo man sieht, dass man sich verfahren hat. Die haben alle Handys, traut ihnen das zu, zeigt es ihnen vor. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind eine Entlastung für Eltern. Unsere Volksschule war relativ weit weg, weil wir gerade umgezogen sind. Die schaffen das ziemlich schnell, sich in den öffentlichen Verkehrsmitteln zurechtzufinden. Das ist eine Entlastung, aber dazu muss der Rahmen passen, aber eben auch dieses Over-Elterntum wieder zurückgeschraubt werden.

Claudia Wintersteiger: In Anbetracht der Zeit würde ich sagen, dass ihr es nachher beim Frühstück weiter macht. Wir können gleich noch in die Diskussion gehen. Das sind viele schöne Ansätze, die man auch noch weiterdenken kann. Mich zieht es auch zu den Schulen hin, dass die auch unterstützen, die Kinder da heranzuziehen. Zu welcher Frage zieht es dich als nächstes hin?

Hannah Lux: Von der Persona her zieht es mich zum Pendler. Ich habe nur nicht mitgeschrieben.

Claudia Wintersteiger: Ich kann sagen, was der Pendler gesagt hat. Hilf mir, auf mein Auto zu verzichten. Wie berücksichtigt ihr den Pendler in euren Planungen? Das ist eine große Frage. Wer mag darauf antworten?

Martin Russ: Ein Ansatz in den Planungen, wie man sie berücksichtigt, ist zum einen, das ÖV-Angebot in der Früh, in der Morgenspitze verdichten. Ich glaube, das ist das erste, um dann zu diesen Knoten zu kommen. Das ganze Thema Park and Ride kann nicht unsere Antwort sein, weil auch die Parkplatz Verfügbarkeit sehr oft nicht gewährleistet ist. First Come, First Serve und dann gibt es nichts mehr. Dann kreise ich herum auf dem Pendlerparkplatz. Das zweite ist das Thema Mitfahren. Eine Mitfahr-Kampagne aufzusetzen, dazu gibt es auch Ideen und Gespräche. Wenn man nach Frankreich blickt, was man dort geschafft schon hat und was man zukünftig plant, in Frankreich pro Tag drei Millionen Mitfahrten zu organisieren über gemeinsame Plattformen, gute Anreize zu haben.

Wenn man vergleicht, in Österreich wären das 100.000, 150.000 Mitfahrten pro Tag. Das beim Pendeln ein Besetzungsgrad nicht von 1,08, sondern von 1,3 oder 1,4 in die großen Agglomerationen. Das macht es günstig, das ist ein gemeinsames Angebot, das braucht aber auch wieder diese Koordination des Vielfältigen. Aber ich glaube, dort muss man ansetzen und das heißt dann aber, wenn dort eine Community entsteht, nicht jeden Tag mit einem Wildfremden mitzufahren, sondern ich bin eine Community, wo das passiert.

Claudia Wintersteiger: Darf ich noch kurz nachfragen? In Zürich gab es schon vor zehn Jahren so einen Streifen. Den durftest du nur benutzen, wenn du zu viert im Auto warst. In Berlin gibt es das auch. Ich erlebe nicht, dass es das in Wien gibt und frage mich, warum gibt es den nicht?

Gerald Stöckl:  Das ist ein Kapazitätsproblem, dieses ganze Thema HOV-Lanes, High-Occupancy Vehicle Lane, gibt es insbesondere in den Vereinigten Staaten, wo Sie 26 Spuren in zwei Richtungen haben, wo Sie leichter eine abtreten können, damit dort ein paar Leute mehr drinnen sitzen. Das ist der eine Aspekt dabei. Wir haben schon auch ein Thema, wo wir nur zwei Spar-Spuren haben in eine Richtung. Dass man dort eine für HOV macht, ist schwierig.

Man muss gezielte Anreize setzen und kombinieren. Wie passiert eigentlich das Finden einer geteilten Fahrt? Wo ist der Knoten, wo wird das attraktiv? Bei den Auffahrten ist es spät und die Parkplätze dort an den Auffahrten sind merkwürdige Betonwüsten. Da gibt es nichts, wo ich auf jemanden warten kann. Auch diese Ausstattung und Knotengestaltungen gehören dann dazu. Das muss mir klar sein. Aber was uns daran hindert, ist die Investition in etwas Ungewisses, weil ich die Wette auf das Verhalten von jemand anderem mache.

Vera Hofbauer: Es ist ein Kapazitätsthema, wenn wir 17 Spuren haben, ist das etwas anderes. Clever eingesetzt bringt es schon etwas, also zu bestimmten Zeiten, bei Überlastungen an speziellen, räumlich definierten Orten. Überall eine dazuhängen, heißt eigentlich, noch mehr Boden versiegeln oder noch mehr Stau produzieren, wofür man dann keinen Preis bekommt. Alexandra Reinagl: Augen auf bei der Bürgermeisterwahl kann ich nur sagen. Je mehr man versiegelt und aus kleinen Ortschaften große macht und die Leute aus der Stadt mit günstigen Angeboten anlockt und dann wohnt man in einem wunderschönen Haus mit Swimmingpool, Waschbetonplatten und wie heißen diese Hecken. Und dann hätten wir aber gerne die Bahn in der Nähe. Auch habe mich, als mich weiter draußen umgeschaut habe, erkundigt, wo ist die nächste Bahn ist. Wo habe ich einen Bahnanschluss, um damit nach Wien zu kommen. Und dann geht es darum, die letzte und erste Meile vielleicht zu knüpfen. Da kann ich nur die Erfahrungen weitergeben, die wir in Wien auch machen. Ein Mensch, der aus dem 23. kommt oder aus dem 22., der ist ja auch schon beinahe ein Pendler, wenn er in der Stadt arbeitet, wie kommt der zur nächstgelegenen U-Bahn oben Bim-Station.

Und da muss man mit On Demand Shuttles und derartigen Dingen arbeiten. Da geht es auch um das geteilte Fahren bis zum nächstgelegenen ÖV. Die EWB hat schon ganz gute Angebote und aus Wiener Linien Sicht sage ich, da gibt es im Verkehrsverbund eine gute Zusammenarbeit, Kooperation und damit ein vernetztes Angebot. Aber eine ganz konkrete Ansage ist die Pendlerpauschale eindämmen.

Gerald Stöckl: Dem kann ich mich nur anschließen. Wir müssen datenbasierter planen. Die ganze Planung, wie die Kapazität der öffentlichen Verkehrsmittel zum Beispiel vom Burgenland bis Wien geplant wird, das ist sicher nicht auf dem Standard, den wir jetzt in den Mobilitätsdaten schon abbilden könnten. Man könnte Pendlerströme jetzt schon sehr gut erfassen und sehr gut abbilden, um das Angebot dementsprechend maßzuschneidern. Aber die Nachfrage bei uns als Unternehmen für solche Lösungen ist schon eher mau. Da würde schon mehr gehen als genutzt wird.

Claudia Wintersteiger: Wir schauen wir auf weiter. Die haben darüber geredet, ob es nicht so etwas wie ein verpflichtendes Mobilitätsmanagement für Firmen geben könnte oder sollte. Wie könnte das aussehen und wie würde sich das auswirken? Vera, möchtest du dazu etwas sagen?

Vera Hofbauer: Wenn man sich die VCÖ-Preise anschaut, da gibt es immer auch welche für Mobilitätsmanagement von Unternehmen und die sind immer sehr speziell, binden die Mitarbeitenden extremst ein. Das ist ein großer Hebel, je größer desto mehr Hebel, weil man dann auch mit den Anbietern von öffentlichem Verkehr verhandeln kann, sich zusammensetzen kann. Mobilitätsstrategien von und mit Unternehmen sind ein großer Hebel. Je nachdem, wo das ist, welche Ströme, man muss das dann speziell analysieren. Man kann nicht sagen, eins über alles. Da gibt es mittlerweile Erfahrungen und Leute, die immer … Wenn irgendwo etwas funktioniert, dann kommen zehn, bitte zeigt uns das auch. Man ist auf dem Weg, aber da ist wirklich noch ein großer Hebel drinnen.

Gerald Stöckl: Ich bin bei der betrieblichen Mobilität nicht sicher, ob es die Verpflichtung so dringend braucht. Man braucht sich nur die Bevölkerungspyramide anschauen. Der Arbeitsmarkt wird der, der am härtesten umkämpft sein wird. Viele Firmen werden mehr zu tun haben am Arbeitsmarkt, um gegen die Konkurrenz zu kämpfen als auf ihrem klassischen Markt. Wenn man dieser künftigen Generationen, die sich noch verdünnt, kein attraktives Angebot anbietet, das weitergeht als ein Schlüssel für den Firmenwagen, dann wird man auf dem Markt nicht sehr erfolgreich realisieren. Der Druck, der vom Arbeitsmarkt kommt, wird sehr groß sein, dass ich gar nicht sicher bin, ob uns der nicht überholt, bevor wir überhaupt in der Debatte mit der Verpflichtung fertig sind.

Martin Russ:  Ich bin mir auch nicht sicher über die Verpflichtung. Dieses Thema Anreize, Hilfeangebote, Planungskompetenz dazu in die Unternehmen zu bringen, machen wir zwar schon lang, das ganze Klima aktiv, betriebliches Mobilitätsmanagement- Themen. Das gibt es sei beinahe 30 Jahren. Ich kann mich noch erinnern, ich war dabei, als wir das Pilot-Vorhaben dazu im Umweltbundesamt gemacht haben. Ich glaube, das war 1995, 1996. Jetzt hat sich in der Durchdringung nicht so viel verändert. Das ist lange her und ich würde nicht mit der Peitsche arbeiten, aber es braucht klare Anreize. Ein Anreiz hat das Unternehmen selber, wenn es etwas in der Positionierung tut. Es braucht aber auch Planungskompetenz.

Es braucht Daten dazu, wenn jedes Unternehmen für sich anfängt, etwas zu tun. Es gibt einen Unterschied. Kleinere oder mittelgroße Unternehmen stellen natürlich dann das eigene Positionieren in den Vordergrund. Große Unternehmen haben eine andere gesellschaftliche Verantwortung. Die brauchen aber nicht nur Mobilitäts Management für ihre Mitarbeiter. Die sollten eigentlich sowas machen wie Mobilitätsverträge mit der Kommune, wo es aber dann auch ganz klar mit den lokalen Platzhirschen, mit den Wiener Linien und mit anderen auch intensiv eine Kooperation braucht und etwas Eigenständiges. Das sind die Facetten, die ich da zusätzlich sehe.

Alexandra Reinagl: Ich glaube auch nicht, dass es etwas darüber hinaus braucht. Ich erinnere nur, nach der CSRD muss sowieso und das fällt sicher darunter, eine CO2 Bilanz erstellt werden. Und im Scope drei ist die Mitarbeiter*innen-Mobilität enthalten. Und da werden sich die Firmen, und da fürchte ich mich schon eher von einem Rahmen, der dann entstehen wird und wir bauen gerade bei uns ein Geschäftsfeld auf, das sich auch damit beschäftigt. Wir gehen raus und beraten die Firmen, wie man das Thema Mitarbeitermobilität angeht.

Wir haben selbst bei uns auch Erfahrungen gemacht. Wir haben vor einigen Jahren schon bei uns intern angefangen, Mastermind sitzt da hinten, der Matthias Scheid und haben gemerkt, das ist eine Kulturveränderung. Also das sollte angesiedelt sein zwischen der Unternehmenskommunikation und dem HR in einem Unternehmen und man sollte das als einen Kulturwandel auch begreifen. Man muss das Mindset der Mitarbeiter:innen noch ein wenig bearbeiten, verändern.

Die, die eh schon dabei sind und sich nachhaltig bewegen, auch vor den Vorhang holen und bei den anderen schauen, was spricht denn dagegen, dass man die auch noch wandeln kann. Und dann bleiben unter Umständen auch bei einem Unternehmen wie Daikin die Wege übrig, sodass man dieses Firmenauto benötigt, weil man Materialien, Werkzeuge und so weiter zutransportieren hat. Und wenn ich mir dann da Gedanken mache, dass ich es elektrifiziere, dann sind wir schon auf einem sehr guten Weg.

Claudia Wintersteiger: Dann komme ich noch zur allerletzten Frage. Die war von den Wiener Linien. Ich vermute, nicht an die Wiener Linien. Was hält uns davon ab, aus dem Individualverkehr auszusteigen? Vielleicht ein, zwei ganz kurze Antworten noch.

Martin Russ: Das allererste ist die Bequemlichkeit. Es braucht ein umfassendes und einfaches Angebot. Wir können noch so viel Mantra-artig sagen, da sind die einen oder anderen Apps oder die Schnittstellen. Ich glaube, die Angebote müssen zum einen gut und qualitativ hochwertig sein und aufeinander abgestimmt sein. Das heißt, wir brauchen aus meiner Sicht so eine Art Gütesiegel für diese verschiedenen Serviceangebote, wie man sie miteinander kombiniert, On Demand und Sharing und so weiter.

Und dann aber auch ein klares Kommunizieren und der klare Blick darauf, wir fangen nicht mit allen an, wir fangen mit klaren Zielgruppen an. Den Autofahrer in meinem Alter in der Region werde ich nicht aus seiner Kiste holen. Das ist vergebene Liebesmüh. Wir müssen bei den Jungen anfangen. Wir müssen bei der älter werdenden Bevölkerung, gerade in den Regionen anfangen, weil dort geht es sonst um Mobilitätsarmut, weil man nicht mehr unterwegs sein kann und dieses Aging in Place nicht mehr möglich ist. Und dort gibt es einfach ganz klare Dinge, wo wir anfangen müssen, wie wir die Personen, bestimmte Zielgruppen eben dort herausholen.

Vera Hofbauer: Das eine ist das Angebot und wenn das andere ein wenig unbequemer wird.

Claudia Wintersteiger: Wenn man sich auf der Tangente staut, ist es oft unangenehm genug. Wir schauen auf die Zeit. Hannah, ich würde gerne einen Schritt auslassen. Vielleicht magst du gleich den letzten Schritt ansagen, wenn das funktioniert, sonst musst du es ansagen, ohne dass es funktioniert, weil gerade nicht weiterschalten kann.

Hannah Lux: Vielen lieben Dank für euer Zutun zu dieser Diskussion und vor allem auch an euch natürlich. Wir würden jetzt noch einmal fünf Minuten dafür aufnehmen, damit ihr euch nicht als Persona, in die ihr jetzt geschlüpft seid, sondern als ihr, als Personen euch noch einmal kurz Zeit nehmt, um zu reflektieren, was nehme ich mir mit an ganz konkreten Handlungsschritten, wo ich persönlich zu einem Mobilitätswandel beitragen kann? Was habe ich hier heute gelernt und was kann ich morgen anders machen? Ihr findet dafür unter eurem Stuhl eine Postkarte.

Claudia Wintersteiger: Auch das Podium hat die Postkarte.

Hannah Lux: Auf der Vorderseite findet ihr ein KI-generiertes Bild, was die KI ausspuckt zum Thema, wie schaut denn in Zukunft die Mobilität aus? Da sind viele Fahrräder und diese komischen E-Roller, die mich immer so ärgern. Das finde ich nicht so cool. Das ist noch Schwarz-Weiß, das heißt, die Einladung wäre, in Zukunft da ab und zu draufzuschauen und das vielleicht auch auszumalen, damit das Ding mit Leben gefüllt wird.

Und noch viel wichtiger, auf der Rückseite gibt es Platz, damit ihr jetzt aufschreibt, was nehmt ihr euch mit von heute und was könnt ihr ganz konkret in eurem täglichen Sein und Tun, als Privatpersonen, aber vielleicht auch in euren Funktionen umsetzen, um zu einem Mobilitätswandel beizutragen. Fünf Minuten dafür und dann schließen wir noch einmal ab.

Claudia Wintersteiger: Jetzt ist der offizielle Teil vorbei, aber es gibt hier Kaffee, es gibt ja Kipferl und es wäre einfach nett, wenn ihr nicht gleich davon stürzen müsst, sondern vielleicht noch einen Kaffee trinkt miteinander und noch ein wenig austauscht und plaudert. Das eine oder andere, was hier noch nicht möglich war, dann auch noch untereinander besprecht.

Hannah Lux: Ich habe noch von meiner Nachbarin eine Frage mitbekommen. Die stellen wir euch jetzt noch. Wer von euch fährt jetzt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause oder zum nächsten Termin? Sehr schön, dann gutes Ankommen!

Über Trainconsulting – Schöne Organisationen für eine bessere Welt

Gemeinsam mit unseren Kunden und Kooperationspartner:innen gestalten wir »schöne« Unternehmen. Aber was bedeutet »schön«? Für uns sind das Organisationen, die sich ihrer ökologischen & sozialen Verantwortung stellen.

Als systemische Unternehmensberatung gestaltet Trainconsulting – gemeinsam mit unseren Kunden und Kooperationspartner:innen – Transformationsprozesse für Unternehmen, damit sie ökonomisch erfolgreich sein und zu einer besseren Welt beitragen können. Die Gesellschaft und das Wirtschaftssystem sind in radikaler Veränderung. Wir sind überzeugt: Nur Unternehmen, die sich ihrer ökologischen und sozialen Verantwortung stellen, werden auch ökonomisch eine Zukunft haben.

Über ClimateLab – Gemeinsam, schnell und innovativ zur Klimaneutralität

Climate Lab startete im März 2022 als eine Initiative des österreichischen Klima- und Energiefonds gemein-sam mit Wien Energie, EIT Climate-KIC und Impact Hub in Wien.

Ziel des Climate Lab ist es, sektorübergreifende Allianzen zu formen und Kräfte zu bündeln, um die Zielerreichung der Klimaneutralität rascher voranzutreiben. Mit besonderem Augenmerk auf die Bereiche mit dem größten Potenzial zur Verringerung der globalen Treibhausgasemissionen – Energie, Mobilität, Bauen und Wohnen – werden führende Unternehmen, die sich zur Klimaneutralität verpflichtet haben, mit Startups, Wissenschaftlern, NGOs und Organisationen des öffentlichen Sektors zusammengebracht, die dazu beitragen können, dies zu erreichen.

Was uns verbindet? Es geht nur durch Austausch, Vernetzung und Partnerschaft!

Eine klimaneutrale und sozial gerechte Wirtschaft erfordert innovative Lösungen. Diese entstehen durch die Zusammenarbeit unterschiedlicher Stakeholder und durch (öko)systemisches Denken. Wir vernetzen Unternehmen und Organisationen mit gemeinsamen Zielen. So bringen wir Ideen, Know-how und Ressourcen zusammen, um Innovationen für eine gute Zukunft für alle zu ermöglichen.

Die Moderatorinnen:

Claudia Wintersteiger schreibt auf einem Flipchart

Claudia Wintersteiger

Begleitet Unternehmen in Transformationsprozessen. Kundenorientierte Strategieentwicklung und -umsetzung spielen dabei ebenso eine Rolle, wie die Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle und die Gestaltung von Organisationen, in der Menschen ihre Potentiale entfalten können.

c.wintersteiger@trainconsulting.eu
+43 664 431 29 26

Hannah Lux

Systemische Beraterin, Hands-On (Sozial und Start-Up) Unternehmerin und Soziale Innovatorin. Begleitet Organisationen auf ihrem Weg in Richtung sozialer, ökologischer und ökonomischer Balance.

h.lux@trainconsulting.eu
+4369911103061