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Wir treten an zum race 2 zero!

race2zero –
Tagebucheintrag #2

Genau so geht’s uns gerade. Wissen Sie, welches Gefühl wir meinen?

Vor einigen Wochen haben wir (die Trainconsulting GmbH mit all ihren Berater:innen und Mitarbeiter:innen) uns an die Startlinie des race2zero der Vereinten Nationen gestellt. Mit dem ambitionierten Ziel, im Sinne des Pariser Klimaabkommens zu wirtschaften, heißt: Netto-Emissionen halbieren bis 2030 und auf Null senken bis 2050. Was wir auf der Rennstrecke so erleben, das teilen wir hier laufend (haha) mit Ihnen.

Sie fragen sich vielleicht an der Stelle:

Warum macht ihr das selber? Andere Unternehmen beauftragen dafür eine (Fach-)Beratung.

Gute Frage!

Ja, wir wollen den Prozess mit möglichst wenig punktueller Hilfe von außen meistern. Und zwar nicht (nur), weil wir als Beratungsfirma vielleicht beratungsresistent sind, sondern weil wir den Prozess erleben und daraus lernen wollen. Wir wollen Schritt für Schritt sehen, womit viele unserer Kunden momentan konfrontiert sind – und was es für ein Unternehmen bedeutet, die eigene Nachhaltigkeit in Zahlen zu gießen und zu verbessern.

Wir sind als Firma so klein, dass diese Schritte für uns (noch) nicht verpflichtend sind – dieses Race ist also formal betrachtet ein symbolischer Akt. Für uns ists jedoch mehr: Die Umsetzung unserer tiefen Überzeugung, dass sich in punkto CO2-Ausstoß was verändern muss in der Welt, ob es das Gesetz nun vorschreibt oder nicht.

Unsere ersten Meter also: Wir haben uns für die »Science based Targets Initiative / SBTi« als Partnerorganisation entschieden. Bei der Registrierung freuen wir uns über den »fast track« für kleine und mittelständische Unternehmen (Obergrenze 500 Mitarbeiter:innen) – und stellen fest: Wir sind in deren Maßstäben eine wirklich sehr kleine Firma.

Wir wühlen uns durch viele Drop-Down Menüs und stehen schließlich vor zwei Feldern, in die wir bitte eine Zahl eintragen sollen: unsere Scope 1 und Scope 2 Emissionen. Spoiler: Ab hier wird’s kompliziert.

Scope 1 – direkte Emissionen

Scope-1-Emissionen sind Emissionen aus Quellen, die direkt von Ihrem Unternehmen verantwortet oder kontrolliert werden. Dazu gehören Emissionen aus Energieträgern an Ihrem Standort, wie Erdgas und Brennstoffe, Kühlmittel, sowie Emissionen durch den Betrieb von Heizkesseln und Öfen, die von Ihrem Unternehmen verantwortet oder kontrolliert werden.

Scope 2 – indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie

Scope-2-Emissionen sind indirekte Treibhausgas-Emissionen aus eingekaufter Energie, wie Strom, Wasserdampf, Fernwärme oder -kälte, die außerhalb Ihrer eigenen Systemgrenzen erzeugt aber von Ihrem Unternehmen verbraucht werden. Beispielsweise wird Strom, der von einem Versorgungsunternehmen eingekauft wird, außerhalb erzeugt, sodass die dadurch entstehenden Emissionen als indirekte Emissionen gelten.

Laut dem GHG Protocol stellen Scope 2-Emissionen eine der größten Quellen der insgesamt weltweiten Treibhausgas-Emissionen dar. Dementsprechend bietet die Messung und Berechnung der Scope 2-Emissionen eine erhebliche Chance zur Emissionsminderung. Doch welche Emissionen fallen in diesen Bereich?

Quelle: https://www.climatepartner.com/de/climate-action-insights/scope-emissionen-reduzieren, aufgerufen am 13.4.2023

Wie kommen wir also zu unserer eigenen CO2 -Bilanz, auch CO2-Fußabdruck genannt? Oder, um bei der Laufstrecke zu bleiben: Wie finden wir heraus, wo genau wir eigentlich loslaufen?

Unsere Recherche führt uns zu einem Vergleichsportal für online-CO2-Rechner für Unternehmen (die Menge ist überwältigend), aus den Optionen scheint uns das »Ecocockpit – CO2 Bilanzierung für Unternehmen« die passendste.

Für die Berechnung müssen wir ein Referenzjahr auswählen – gar nicht so leicht, ein repräsentatives Wirtschaftsjahr in den Wirren der Pandemiejahre zu finden. Wir entscheiden uns für 2022 und fischen die Buchhaltungsordner aus dem Regal. Stromrechnung, Gasrechnung, Materialeinkauf – die simplen Dinge zuerst. 

Wir erleben den Lachanfall des Jahres, als uns die Software nach der Menge der grünen, roten und schwarzen Bohnen fragt, die unser Unternehmen pro Jahr verbraucht. (Diese Menge ist tatsächlich überschaubar.) Und auch die sonstigen Materialeinkäufe und Abfallströme sind großteils Dinge wie Kaffee(sud) und Flipchartpapier und fallen mengenmäßig nicht sehr ins Gewicht. Es zeichnet sich bald ab: hier ist unser Dreck nicht vergraben.

Sondern aber: bei der Mobilität. Unsere Berater:innen sind viel unterwegs, ein Großteil unserer Workshops und Termine finden entweder vor Ort beim Kunden oder Off-Site in Seminarhotels statt. (online-Termine und deren Stromverbrauch haben wir nicht vergessen, aber da schauen wir ein andres mal hin, ein Schritt nach dem anderen).

Wir graben tiefer und wollen genauer wissen, wie unsere Mobilität zu Buche schlägt: Jede:r Berater:in durchforstet den 2022er-Kalender nach den gefahrenen/geflogenen Kilometern und wir packen unsere Grundrechnungs-Kenntnisse aus. Das Ergebnis: die meisten km legen wir mit den Öffis zurück, gefolgt von Auto und Flugzeug. Die Rangordnung ist also schonmal ganz gut. Und doch sinds insgesamt viele Kilometer.

Hier haben wir also was zu tun. Und nicht nur bei uns selbst – noch größer ist die Hebelwirkung: Bei unseren Workshops bis hin zu Großgruppenveranstaltungen reisen in der Regel viele Menschen an, zum Teil auch von weit her aus dem Ausland. Die Gesamt-Reisebilanz eines Workshops ist also interessant, wovon nur ein kleiner Teil auf die Anreise der Berater:innen entfällt und somit auch nur dieser kleine Teil in unserer CO2-Bilanz aufscheint. Die Frage, wie wir unsere Workshops ganzheitlich nachhaltiger gestalten können, und damit auch unsere Reise-km reduzieren, wird uns auf den nächsten Abschnitten der Laufstrecke beschäftigen.

Noch sind wir frisch und munter unterwegs, die ersten Meter liegen hinter uns. Der Blick in den Mobilitäts-Spiegel ist geschafft und wir können mit dem Zahlenmaterial weiterarbeiten. Stay tuned!

Pia Hofmann

Pia Hofmann

Systemische Beraterin und Maschinenbauingenieurin. Beschäftigt sich viel und gerne mit den Themen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. Die Herausforderungen der Kreislaufschließung kennt sie sowohl aus technischer wie auch beraterischer Perspektive.

p.hofmann@trainconsulting.eu
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Hannah Lux

Systemische Beraterin, Hands-On (Sozial und Start-Up) Unternehmerin und Soziale Innovatorin. Begleitet Organisationen auf ihrem Weg in Richtung sozialer, ökologischer und ökonomischer Balance.

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Portrait von Jürgen Sicher

Jürgen Sicher

Systemischer Organisationsberater und Coach, Sparringpartner für Führungsteams, begleitet Strategie- und Veränderungsprozesse.

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