Corine Pelluchon
Die Durchquerung des Unmöglichen.
Hoffnung in Zeiten der Klimakatastrophe
Verlag C.H.Beck oHG, München
Als systemische Berater:innen legen wir Wert darauf theoriegeleitet zu arbeiten. So versuchen wir praktische Zugänge aus dem Rückgriff auf Theorie zu entwickeln. Mit dieser Haltung stoßen wir immer wieder auf spannende philosophische Abhandlungen, wie auch das aktuelle Buch der Französin Corine Pelluchon.
Das Buch Die Durchquerung des Unmöglichen ist eine paradoxe Einladung in der wir viele Parallelen dazu entdecken, wie wir Veränderungsprozesse in Organisationen gestalten.

Das Buch ist stark von Pelluchons eigener Erfahrung geprägt, insbesondere durch eine schwere Krankheit und existenzielle Bedrängnis. Sie beschreibt – was viele kennen – wie wir in verzweifelten Situationen um ständige Kontrolle bemüht sind und die eigene Verletzlichkeit ausblenden.
Pelluchon arbeitet heraus, dass durch das Aushalten negativer Gefühle – durch die Durchquerung des Unmöglichen – eine Zuversicht entstehen kann. Wenn man die Illusionen loslässt und dem Unbekanntem Platz macht, entsteht Hoffnung und die Energie zu handeln. Wenn wir unsere Verletzlichkeit persönlich und als Gesellschaft einsehen, den schwierigen Weg mit Demut durchstehen, können wir Ansätze erkennen, wo sich schon das Neue zeigt.
Pelluchon drückt auf poetische Weise aus, womit auch wir Berater und Beraterinnen in unserer Arbeit zu tun haben. Wenn sich die Sicht auf die Dinge ändert, lässt sich Energie mobilisieren. Hoffnung und Zuversicht ermöglichen jenseits von Optimismus oder Pessimismus sich den schwierigen Themen zuzuwenden und den eigenen Handlungsspielraum zu sehen. Hoffnung zu haben heißt, die Aussicht auf Wirksamkeit zu haben.
Pelluchon schaut nicht nur auf das isolierte Individuum, sondern macht das Mitgefühl zu einem zentralen Begriff. Das »Sich-Sorgen um den Anderen« wird zu einem Schlüssel für die Überwindung der eigenen Isolation und für die Entwicklung einer ethischen Haltung. Dieses Andere sind alle Lebewesen. Somit plädiert die Philosophin dafür, unsere Beziehung zu der Natur anders zu denken und die gegenseitige Abhängigkeit mit den Elementen anzuerkennen. Die Natur ist nicht das vermeintlich Andere. Das sind wir.
Insgesamt ist Pelluchons Werk ein ermutigender Beitrag in Zeiten multipler Krisen, der einen philosophischen Ansatz bietet, um Hoffnung und Orientierung zu finden und eine neue Beziehung zu sich selbst und zur Welt aufzubauen. Sie zeigt auch, wie hilfreich Philosophie als intellektuelles Werkzeug ist, das man kontextbezogen anwenden kann um, Dinge durchzudeklinieren – mit einer unspektakulären aber konsequenten Haltung. Pelluchon erinnert damit an ihren Vorgänger Antonio Gramsci, der der Nachwelt mit auf dem Weg gegeben hat:
»Was wir brauchen ist Nüchternheit: einen Pessimismus des Verstandes, einen Optimismus des Willens«.