Veränderung durch schöpferische Zerstörung
Unternehmen sind beharrlich. Lange eingeübte Muster und Strukturen sind nicht leicht zu verändern.
Es braucht Krisen, Disruption, Dringlichkeit, damit Unternehmen bzw. Unternehmer:innen Veränderung entschlossen angehen können, so die Meinung von Dieter Rappold. Und bezieht sich dabei auf Joseph Schumpeters Theorie der »schöpferischen Zerstörung«.
Nun, die Krise ist da. Vielmehr, Krisen und Disruptionen sind da, und damit Dringlichkeit. Um nur ein paar zu nennen: Klimawandel, Ressourcen- und Fachkräftemangel, Digitalisierung … Es ist Zeit für disruptive Innovationen. Jedoch, von wem gehen diese Innovationen aus? Braucht es politische Regulierung oder mutige Unternehmer:innen?
Dieter Rappold sieht den Hebel ganz eindeutig bei den Unternehmer:innen. Es gäbe dafür Kapital im Überfluss und dieses müsse nutzbar gemacht werden (siehe auch https://hbr.org/2017/03/strategy-in-the-age-of-superabundant-capital). »Ist dies eine Absage an politische Steuerungsinstrumente und an die Demokratie?«, fragt Lothar Wenzl. Er stimmt Dieter Rappold zwar zu, dass Unternehmen eine Vorreiterrolle einnehmen und damit der Politik z.T. weit voraus sind. Gleichzeitig sieht Wenzl aber auch, dass das auf Dauer nicht so bleiben könne. Es brauche politische Institutionen, die auch durch Regulierungen Sorge tragen, dass das ökonomische Spiel in einem sinnvollen Rahmen geschehe. Genau dort brauche es Mut, um voranzugehen und Dinge zu bewegen.
Geld – Mittel zum Zweck oder Selbstzweck?
Wenn wir den neoliberalen Zugang nutzen und Geld sinnvoll für eine bessere Welt einsetzen würden, könnten wir viel bewegen, so Wenzl. Dieter Rappold stimmt zu: Geld sei kein Selbstzweck, sondern als Mittel zum Zweck mit Gestaltungswillen einzusetzen. Im Startup-Bereich sei ganz klar, dass der Gewinn nicht das Ziel sei, sondern der Nebeneffekt einer Aufgabe mit »Purpose« und eines Problems, das gelöst wird.
Erfolg durch Scheitern
Innovative Ideen umsetzen, das ist fast unmöglich ohne Trial-and-Error, ohne auch ein Scheitern in Kauf zu nehmen. Spannend nur, dass im (europäischen) Unternehmer:innentum Scheitern so negativ bewertet ist. Die opligatorische Frage, wie viel Kraft und Energie es brauche, um sich nach einem Scheitern immer wieder aufzurappeln, ist eine zutiefst österreichische, meint Rappold. Scheitern sei hier immer mit Scham besetzt. Wäre das Scheitern stattdessen mit Lust am Lernen und Weiterentwicklung besetzt, würde man sich auf den Schritt danach freuen.
Im organisationalen Kontext sprechen wir von »Fehlerkultur«. Ein »Fehler« ist eine Konstruktion, eine Bewertung, die man auch anders aufladen könnte: eine Abweichung von etwas, das man sich vorgestellt hat. Das kann besser sein als meine Vorstellung, oder schlechter. Aber es ist eben nur eine Abweichung, schließt Wenzl.
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